Geradezu bizarr mutet an, dass in der Elterngeld-Petition betont wird, dass einkommensstarken Paaren, die sich hart nach oben gearbeitet hätten, nun Wohlstandsverluste drohten, sodass sie in Zukunft ihre Kinderwünsche aufgeben müssten.
Jammern auf höherem Niveau geht kaum: Was ist mit den Wünschen von Reinigungskräften, Krankenpflegerinnen im Schichtdienst, Altenpflegern und Verkäuferinnen? Arbeiten die etwa nicht hart? Sie waren es, die in der Coronapandemie den Laden am Laufen gehalten haben, aber nie in ihrem Leben auch nur in die Nähe eines Haushaltseinkommens von 150.000 Euro gelangen werden.
Danke. Das spricht mir aus dem Herzen.
Allein diese Idee des “hart erarbeiteten Wohlstands” ist lächerlich. 80% sind Glück.
Ich bin zufällig relativ intelligent in eine Familie geboren worden, die halbwegs gut funktioniert und mich gefördert hat. Meine Interessen waren zufällig welche, die mit hohen Gehältern locken und zufällig bin ich über diverse Bekanntschaften an diverse Jobs gekommen, die mittlerweile ganz gut Geld abwerfen.
Das ist alles nicht mein Verdienst. Und wenn ich mich unter den halbwegs wohlhabenden in meiner Umgebung umgucke, sieht es ähnlich aus.
Das ist alles nicht mein Verdienst
Hast du mal über Therapie nachgedacht? Oder haste dir Abi, Diplom etc tatsächlich einfach ausgedruckt und trinkst auf Arbeit nur Kaffee? Sogar dann, so durchzukkommen wäre schon ne Leistung.
Man kann sich durchaus seines Privilegs bewusst sein ohne psychische Probleme zu haben. Ist leider etwas, das in unserer Gesellschaft, wo Erfolg alles ist, ziemlich verpönt ist.
Sich seines Privilegs bewusst sein ist das eine, sich einzureden dass man selbst nichts verdient hat etwas anderes.
Vielleicht solltest du den Anfangskommentar nochmal sorgfältig lesen. Das was du glaubst, steht da alles nicht drin (“nichts verdient”, “Abi, Diplom”). Sogar nachdem Kommentare dich kritisiert haben, hast du das nicht hingekriegt?
Und es ist eine Frechheit, Therapie zu empfehlen.
Also helfe ich dir nochmal beim Lesen, weil du es selber ja nicht hinkriegst: Im Kommentar steht, der Erfolg sei zu 80% Glück gewesen (Zeile 1). Du kannst daher folgern: zu 20% war es nicht Glück, also z. B. eigene Leistung.
Du scheinst ja zu glauben, sobald ein bisschen eigene Leistung dabei war, kann man alle anderen Faktoren unter den Tisch fallen lassen.
Die Person redet ganz klar über Dinge die Zufall sind und dementsprechend kein Verdienst im Sinne von erbrachter Leistung und Ergebnis.
Ist doch nur das klassische Eindreschen auf arbeitende Menschen, hier werden mal wieder Menschen mit hohem und niedrigem Einkommen gegeneinander ausgespielt. Die lachenden Dritten sind die Menschen die für ihr Geld gar nicht arbeiten müssen.
Aber gut, solche Titel erzeugen Klicks.
Besonders interessant find’ ich ja
Die Onlinepetition „Nein zur Elterngeld-Streichung“ […], wurde in wenigen Tagen von fast 600.000 Leuten unterschrieben – das Zehnfache der Anzahl der betroffenen Familien.
D.h. eine halbe Million Leute die davon überhaupt nicht betroffen wären haben sich gedacht “oh nein, die Armen Wohlhabenden” oder wahrscheinlicher “wenn ich nur ein bisschen mehr hätte könnte das ja auch mich betreffen”!
“temporarily embarrassed millionaire” und all das.
oder wahrscheinlicher “wenn ich nur ein bisschen mehr hätte könnte das ja auch mich betreffen”!
Oder drittens: “Scheiß Aufwiegeln von Arbeitnehmern gegeneinander, um davon abzulenken, dass die wirklich reichen Schweine gar nicht über sowas wie “Einkommen” nachdenken müssen.”
Es ist halt echt nicht soviel Geld, dass man hier Millionär sein müsste.
Das betrifft quasi jedes Paar mit zwei Akademikern in Vollzeit.
Ne, weil es ja um das zu versteuernde Einkommen geht, also brutto abzüglich der Werbungskosten und Sonderausgaben inkl. KV, RV, AV. Unterm Strich liegt die Grenze nördlich von 180k€ p.a. Haushaltseinkommen, davon dürften die meisten Akademikerpärchen schon noch ne Ecke entfernt sein.
Hast du mit zwei Kollegen im Tarif in BW oder Bayern schon relativ schnell.
Ist nicht jeder oder die Mehrheit, aber es ist auch nichts außergewöhnliches.
Naja, aber schon weit entfernt von “quasi jeder in Vollzeit”. Und auch im Tarif muss man mit Anfang/Mitte 30 erstmal bei 90k ankommen, ist auch nicht so selbstverständlich.
Klar, da hast du recht. Aber hat mit reich oder Millionär trotzdem nichts zu tun und so wirds oft dargestellt.
Wenn du ein Haushaltseinkommen von ca 1/5 Million pro Jahr hast bist du vom Millionär aber nicht so weit entfernt.
Das ist immer noch kein Netto und ohne jede weitere Ausgabe wie Miete, Lebensmittel, etc.
Also realistisch ist man davon eigentlich schon noch weit entfernt.
Schöner Artikel und das im Handelsblatt. Wirklich Wahnsinn, was da vor ein paar Wochen los war. Ich habe noch nie so viele Verlinkungen in Whattsapp Stories oder bei Insta auf diese Petition gesehen. Und das hauptsächlich von Leuten, die sich vorher noch nie politisch zu irgendwas geäußert haben.
und das im Handelsblatt
Das Handelsblatt ist meinem Empfinden nach generell ausgewogener als manch andere Wirtschaftspublikation
Politik im Jahre 2023 ist dazu da den Eliten ein Leben nach der Klimakrise auf Kosten aller anderer zu ermöglichen und den Eliten-to-be die Hoffnung zu geben auch noch auf das Boot aufspringen zu können. Wo der Rest bleibt kann denen ja egal sein. Solidarität wurde ja schon so systematisch und absichtlich zerstört.
Leute, ich denke wirklich, wir müssen einsehen, dass Menschen im Allgemeinen keineswegs so “egoistisch” denken wie oft suggeriert wird:
Die Onlinepetition … wurde in wenigen Tagen von fast 600.000 Leuten unterschrieben – das Zehnfache der Anzahl der betroffenen Familien.
In meinen Augen sagt das nur, aus dass sich die Menschen gerne solidarisieren mit Themen die ihnen wichtig sind. Und Kinder sind wichtig. Dabei ist es völlig egal, ob diese in reiche oder arme Familien hineingeboren werden.
Darüber hinaus halte ich es für grundfalsch, Sozialleistungen für Besserverdiener zu streichen. Dies wäre nämlich gleichbedeutend mit “Schau, du bist nicht Teil unserer Gesellschaft, dich fördern wir nicht”. Gerade Menschen in Entscheidungspositionen sollte man einbinden, damit sie sich der Gesellschaft bewusst sind und nicht nur für die eigene Tasche wirtschaften.
Ich denke, viele Zeitungen unterschätzen total das Level an Solidarität, das in der Bevölkerung existiert. Man sollte weder aufgrund von Hautfarbe, Religion oder Einkommen diskriminieren. Man muss nicht Feinde sein, nur weil der andere Reich ist und man selber nicht. “Eat the rich” halte ich für grundfalsch.